Die Sehnsucht anders zu sein…
Anders als bei Kindern, die es das ganze Jahr über gerne verkleidet mögen, gibt es für Erwachsene eine Jahreszeit, die es auch Ihnen erlaubt, sich kreative Kostüme auszudenken und in eine andere Rolle zu schlüpfen. Gehen wir der Sache auf den Grund – woher kommt dieses Brauchtum der Verkleidung?
Hier sind einige historische Verkleidungskulte von den Anfängen der Fastnacht in Europa für euch zusammengefasst:
November: Samhain/Halloween
Es zeigte der Anfang der dunklen Jahreszeit – das Ende des Sommers. Die Kelten verkleideten sich in Hirschkostüme, Felle und Hörnermasken und huldigten dem Gott des Todes und der Fruchtbarkeit. Wir kennen den Bezug zum heutigen Halloween, an dem maskierte Kinder durch die Dörfer ziehen.
Dezember: Krampusnacht (Nikolaus)
Auch an Nikolaus finden wir Vorläufer unserer Verkleidung: Krampusse, maskiert mit Ziegenfell und Masken, ziehen umher. Der Nikolaus wird von Knecht Ruprecht, mit Fell und Stroh bekleidet, begleitet.
Dezember: Luciennacht
Nach alter Kalenderrechnung feierte man die längste Nacht des Jahres am 13. Dezember. Noch heute tragen weißgekleidete junge Frauen eine Kerze auf dem Kopf und gelten als „Lichtbringer“. Auch wurde sie als Schnabelpercht bezeichnet – es wurde sich mit Vogelkopf und Schnabel verkleidet und diente als Kinderschreckfigur. Bei den Balten feierte man das Fest der Werwölfe, maskiert mit Wolfsfell wollte man das Pflanzenwachstum anregen.
Dezember: Saturnalien
Es galt bereits im alten Rom als Vorläufer der modernen Fastnacht. Die Rollen und alltägliche Normen wurden zu Ehren des Feldgottes Saturn vertauscht – Sklaven wurden zu Herren und tauschten die Gewänder.
Dezember/Januar: Rauhnächte
Als „Rauhnächte“ werden die 12 Nächte zwischen Wintersonnenwende und Neujahr bezeichnet. Der Begriff bezieht sich auf die Fellverkleidung, die wortwörtlich Verkleidungsnächte („Rauh“ = „haarig“) bedeutet. Gespenstische Erscheinungen, halb Mensch, halb Tier, inszenierten eine „Wilde Jagd“, die bis heute noch in einigen Gemeinden Brauchtum ist.
Januar: Berchtnacht
Am 6. Januar (Ende der Rauhnächte) beginnt im schwäbisch-alemannischem Raum die Fastnacht. In dieser Nacht feierte man im europäischen Altertum ein Maskenfest zu Ehren der Ur-Göttin Frau Perchta. Heute auch noch als Perchtenläufe bekannt, bei denen vermummte Gestalten in schwarzen Schaffellen, mit langen Hörnern und mit Teufelsfratzen maskiert mit Peitschenknall und Glockenklang den Winter austreiben.
Januar/Februar: Lichtmess
Zu Ehren des Dionysos verkleideten sich die Menschen, führten Bockgesänge auf und führten erste Theaterstücke auf. Bis heute ist der 2. Februar ein eng verbundenes Datum mit der schwäbisch alemannischen Fastnacht, bei der an sog. Strohvermummungsbräuche wilde Männer – in langhalmige Strohhäute gehüllt – durch die Dörfer ziehen.
April: Floralien
Ende April feierten die Römer ein Frühlingsfest. Alles wurde mit Blumen dekoriert und die Menschen schmückten sich mit Blütenschmuck. Der Brauch Süßigkeiten und Konfetti an Karneval zu werfen, ist auf dieses Fest zurückzuführen. Bereits damals wurden Blüten während der Floralien verteilt.
Naturmaterialien, Pflanzen und Tierfelle spielten damals die Hauptrolle um die bösen Geister des Winters zu vertreiben.
Auch wenn hinter dem Verkleiden eine lange Tradition steckt, steht heute für die meisten der Spaß im Vordergrund. Alle Zwänge liegen hinter uns, und die Kontaktaufnahme wird erleichtert.
Es bedeutet zugleich Freiheit, frei sein vom sozialen Status. Mut haben in andere Rollen zu schlüpfen. Wir können Kreativität ausdrücken, die im Alltag oft verloren geht.
Auf der anderen Seite, bauen wir uns mit der Verkleidung einen Schutzraum auf und fühlen uns sicher hinter Maske und Perücke oder dem gewählten Charakter.
Besinnen wir uns neben den ausgelassenen Kommunikationsregeln, die eine Verkleidung mit sich bringt, wieder auf das Althergebrachte und sagen mit der Verkleidung dem Winter „Adieu“ und begrüßen den Frühling!
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Quellen:
Karneval im alten Europa – wbg Academic – Thomas Höffgen
Karneval: Warum verkleiden sich Menschen? | wissen.de
Fasching – Warum sich Menschen verkleiden – München – SZ.de (sueddeutsche.de)